8. März – Internationaler Frauenkampftag in Wien

Reden der Kundgebungen und Demonstrationen am 8. März in Wien

Mit dabei: das Feministische Frauenbündnis zum 8. März, die Plattform 20000 Frauen, das Rote Frauenkomitee und natürlich Marea Granate Viena & die Red Federica Montseny.

Rede des Roten Frauenkomitees Wien

Liebe GenossInnen, liebe FreundInnen,

Alle möglichen Lügen der „Emanzipierten“ Frau werden uns heute aufgetischt: Die Frau als Powerfrau in Beruf und Familie, die zufriedene Hausfrau und Mutter, die Karrieristin, die Frau als Supermodel oder Sexgöttin, und noch viele mehr. All diese Varianten von Frauen sollen uns verwirren, schwach machen, ruhig und unpolitisch halten. Denn eines wird der Frau nie zugestanden: Die Frau als Kämpferin für ihre Rechte, als klassenbewusste Frau! Warum? Weil die Herrschenden genau solche Frauen am meisten fürchten!

Der österreichische Staat, seine Regierung und all seine Institutionen und Vertreterschaften, hat es egal in welcher Spielwariante immer wieder bewiesen, dass er kein Interesse daran hat, die Lage der Frauen zu verbessern. Ganz im Gegenteil, je mehr von Geleichstellung und Emanzipation gesprochen wird, umso schlechter werden die realen Bedingungen für Frauen sich eine eigenständige Existenz leisten zu können. Immer mehr Frauen sind von Armut, Arbeitslosigkeit, unsicherer Arbeit, schlechtem Lohn usw. betroffen. Psychische und Physische Leiden greifen um sich und spiegeln eine allgemein schlechte Existenzgrundlage für Frauen wieder. Ganz zu schweigen von den Opfern an Frauen die durch faschistische Attacken, rassistische Übergriffe und sexistischer Gewalt betroffen sind. Ebenso der Terror gegen Frauen durch die verschärfte Kriegshetze und den derzeitigen imperialistischen Angriffen.

Dieses System wird und kann uns keine Emanzipation geben! Das herrschende System, der Imperialismus, profitiert vom Patriarchat das er in sich konserviert hat. Er profitiert von der doppelten Ausbeutung an Frauen und hat deshalb kein Interesse daran es zu verändern. Das Patriarchat existiert auf Grundlage des Eigentums an Produktionsmittel, über das die Herrschende Klasse verfügt – und von dem die Frauen gänzlich ausgeschlossen sind. Frauenunterdrückung findet seine Wurzel also nicht bei den Männern, sondern im Imperialismus!

Kein Vertrauen in einen Feminismus, der die Quotenregelung als höchstes Ziel setzt, kein Vertrauen in ein System das gegenüber den Frauen nur antifeministisches, antidemokratisches Interesse vertritt! So etwas braucht eine klassenbewusste Frauenbewegung nicht! Im Gegenteil. Wir setzten dem Weg der Klassenzusammenarbeit, der Packelei, des Vertretertums, den Weg des eigenständigen, unabhängigen Kampfes der Frauen entgegen die fest mit den Zielen der Arbeiterbewegung verbunden ist. Nur die proletarische Revolution ist der erste Schritt der Emanzipation der Frauen – denn es stürzt ein System das ohne Frauenunterdrückung gar nicht existieren kann. Das heißt aber nicht, dass wir nicht heute schon schonungslos gegen patriarchale und sexistische Ideologien in der Arbeit, Uni, Schule, Beziehung, in den eigenen Köpfen oder in unseren eigenen Organisationen vorgehen müssen – im Gegenteil wir müssen das immer und überall tun!
Der Kampf um die Emanzipation ist ein Teil im Kampf der Arbeiterinnen, ein Kampf gegen das herrschende System des Imperialismus – denn dieses ist für die Lage der Frauen verantwortlich! Der Feminismus muss um heute fortschrittlich zu sein ein proletarischer Feminismus sein!

Wehrt euch und kämpft!
…ist unsere Losung für den internationalen Frauenkampftag 2015. Wehrt euch gegen die Angriffe auf eure grundlegenden politischen und wirtschaftlichen Rechte. Kämpft für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Frauen und Mädchen. Wehrt euch gegen faschistische und sexistische Übergriffe auf Frauen, ob gegen Musliminnen, Antifaschistinnen, etc. Kämpft für den Aufbau von antifaschistischen Selbstschutzgruppen! Wehrt euch gegen bürgerliche Militarisierung, gegen die Kriegshetze. Gegen den aufstrebenden Faschismus.

Wir sehen es als Notwendigkeit, die Frauen heute auf klassenbewusster und kämpferischer Grundlage zu vereinigen, die Frauen müssen sich heute eigenständig organisieren um sich gegen unmittelbare Angriffe zu Wehr zu setzen und den Kampf gegen das herrschende System vorantreiben. Für die klassenbewusste Frauenbewegung!

Unser einziges Ziel ist die Zukunft! Die Zukunft liegt aber nicht in Händen der Kapitalisten, Imperialisten und des Patriarchats –die Zukunft liegt in den Händen der Arbeiterinnen und des Volkes! Wir als Frauen spielen darin eine wichtige Rolle! Nehmen wir aktiv Teil am Kampf unserer Klasse, für unsere Rechte als Frauen, für unsere Rechte als Arbeiterinnen, für die Rechte unserer Klasse – für die Macht unserer Klasse!

Rede der griechischen Genossin des Roten Frauenkomitee Wien

Auch in Griechenland spielen die Frauen bei jedem kleinen und großen Kampf eine wichtige Rolle. Seit September 2013 600 Putzfrauen, die vom Finanzministerium entlassen wurden, kämpften tagtäglich gegen die Regierung und gegen die Troika (die EU, den Internationalen Währungsfond und die Europäische Zentralbank), für Ihr Recht in der Arbeit. Mit ihrer Entschlossenheit und der Kontinuität ihres Kampfes wurden Symbol der Arbeiterbewegung in Griechenland und schafften eine große Solidarisierungsbewegung. Beim großen Streik der Metallarbeiter in Athen vor 3 Jahren haben die Frauen der Metallarbeiter die Organisation, Ermutigung und Finanzierung des Kampfes großenteils übernommen.

Die Wirtschaftskrise, die zahlreiche Sparmaßnahmen und Gesetze gegen die Arbeiterklasse eingeführt von den griechischen Regierungen haben die werktätige Frau in Griechenland besonders betroffen. Die Gewalt gegen Frauen in der Familie ist gestiegen, die Frauenarbeitslosigkeit liegt bei 29% (insgesamt) bis 57% (für junge Frauen), die Lohnkürzungen, der Abbau der Sozialleistungen, die Kündigungen, die flexible und billige Arbeit haben immer mehr Frauen in die Armut und Elend gestürzt. Die Spalte des Gehalts zwischen Frauen und Männern ist von 15% auf 17% gestiegen. Schwangere Frauen werden oft dazu gezwungen, ihre Arbeit zu kündigen, weil sie dem Arbeitgeber viel Geld kosten. Wir haben also in den letzten Jahren in Griechenland eher mit der Verschlechterung der Lage der Frau zu tun als mit einem Versuch zur Gleichstellung zwischen Männern und Frauen. Der Internationale Frauenkampftag und die Forderungen der Frauen sind in Griechenland sowie in Österreich und auf der ganzen Welt noch aktuell. Hoch die internationale Solidarität!

Rede von Marea Granate Viena & Red Federica Monseny Viena

Genossinnen, wir, die spanische feministische Bewegung mit Hilfe von Menschen aus der ganzen Welt, haben es geschafft, die Bedrohung durch unsere reaktionäre und frauenfeindliche Regierung zu stoppen, die versucht hat, das seit 2010 gültige Abtreibungsgesetz zu modifizieren.

Die geplante Reform Gallardóns hätte uns wieder in die Franco-Zeit zurückgebracht: die Rückkehr zur Indikationenregelung, ohne Fristenlösung, mit der Beseitigung von Ausnahmen wie bei einer schweren Missbildung des Fötus. Ein schauderhafter Vorschlag, der die Rechte der Frauen und die Selbstbestimmung über unseren eigenen Körper bedrohte. Diese Reform hätte nicht nur die Frauen wie Minderjährige behandelt, als rein passive Objekte, die alleine nicht entscheiden hätten können. Es hätte auch die mittelosen Frauen, jene die sich keine private Klinik oder eine sichere Abtreibung im Ausland leisten können, dazu gezwungen eine illegale und riskante Abtreibung machen zu lassen. Oder dazu, ein ungewolltes Kind zu bekommen. Diejenigen, die keine finanzielle Probleme haben, würde es hingegen nicht so stark belasten, denn diese haben immer eine Lösung.

Angesichts dieser Bedrohung war die Reaktion der Frauenbewegung beispielhaft. Mehrere Demonstrationen und Kampagnen, die sowohl auf den Straßen als auch in den sozialen Netzwerken stattfanden, waren massiver als je zuvor. Der Kampf für die Rechte der spanischen Frauen und gegen dieses Gesetz hat auch eine internationale Dimension angenommen mit Demonstrationen und Protesten auf der ganzen Welt.

Die von der Volkspartei vorgeschlagene Gegenreform hätte de facto die meisten Abtreibungen in Spanien illegal gemacht (eine Überprüfung durch 5 Ärzte wäre erforderlich gewesen um Schwangerschaftsabbrüche zu ermöglichen). Angesichts dieser Bedrohung, wurde das Federica Montseny Netzwerk gegründet. Ein Netzwerk von Spanierinnen, die im Ausland wohnen und bereit waren Hilfe und Unterstützung für Frauen zu schaffen, die eine Abtreibung in Spanien nicht mehr hätten machen können, sie zu beraten und zu begleiten. Die Gründung des Federica Montseny Netzwerkes war ein einzigartiges Beispiel für unsere Mobilisierungsfähigkeit, unseren solidarischen Impuls und unsere Bereitschaft zum Ungehorsam gegen jeden Angriff auf unseren Körper und unser Recht.

Die spanische Frauenbewegung hat es auf den Straßen, in den sozialen Netzwerken und in den Medien, geschafft, das gesellschaftliche Bewusstsein für das Recht der Frauen zu heben und eine Mehrheit aufzubauen, die für die Selbstbestimmung der Frauen über ihren eigenen Körpern ist. Wir haben dazu beigetragen, eine offene und progressive Mehrheitsgesellschaft Bewegung aufzubauen; und eine Regierung sollte keine Gesetze gegen das Bewusstsein der Menschen erlassen.

Diese Erfahrung der Bedrohung durch die Gegenreform von Gallardón sollte auch als Erinnerung dienen: Rechte sind nicht selbstverständlich und für immer erlangt, wir müssen sie praktizieren und immer wieder verteidigen, um sie wirksam zu machen. Es bleibt noch viel zu tun, um die volle Freiheit und die sexuelle und reproduktive Gesundheit von Frauen zu erreichen!

Die Krise, die Sparpolitik und die damit verbundenen Kürzungen haben am meisten Frauen betroffen. In Spanien haben wir als Beispiel das sogenannte Gesetz von den abhängigen Personen, das von der vorherigen sozialdemokraten Regierung verabschiedet wurde, ein Gesetz, das die Beschäftigung von Frauen in erster Linie erstellt. Es war sehr einfach für die Konservativen, das zu demontieren.

Soziale Hilfen wurde gekürzt, auch die Subventionen für die Pfelgerinnen und die Verantwortung der Regierung gegenüber diese Personen. Deshalb haben mehr als 10000 Personen die Möglichkeit verloren, überhaupt sozialversichert zu sein.
Das kapitalistische System hat diese Frauen dazu gezwungen, unbezahlte Pflegearbeit durchzuführen. Der Kapitalismus hat sich die Arbeit der Frauen für seiner eigenen Profit einverleibt.

Die Kürzungen bei den Sozialleistungen zeigen die Prekarisierung der Arbeiterinnen und machen für Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt noch schwieriger. Frauen haben keine andere Wahl, als zu Hause zu bleiben und unbezahlte Arbeit zu leisten. Im Endeffekt führt dies zu mehr sozialer Ungleichheit und zu mehr Diskriminierung von Frauen. Die tödlichen Maßnahmen der TROIKA sind keine Lösung, sondern das Problem. Kämpfen wir gemeinsam für eine gerechtere Gesellschaft!